4. Sonntag nach Trinitatis - Gottesdienst-Podcast 27.06.2021

Maler: Jacopo da Pontormo, Josef ist jedes Mal an seiner roten Kopfbedeckung zu erkennen.
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Es ist die Frage aller Fragen, wenn wir Menschen über Menschen nachdenken oder sie gar bewerten: „Stehe ich denn an Gottes statt?“

Der kluge Josef macht, mit dieser Frage im Hintergrund, das Beste, was er machen kann: Er vergilt in Güte. Nicht in Rache.

Der Besiegte oder die Schuldige leiden oft sehr still unter ihrer Schmach, gerade wenn sie selbst herbeigeführt wurde. Warum also sollten wir sie noch zusätzlich demütigen? Warum noch nachtreten?

Ein Vergeltungskreislauf schafft Unheil, das am Anfang kaum auszumalen ist. Er hinterlässt das, was man sehr treffend „verbrannte Erde“ nennt. Verbrannte Erde in der Seele, sozusagen.

Es hilft mehr, wenn ich Josefs kluge Frage im Herzen bewahren und mir bewusst machen:
„Nein, ich Mensch stehe nicht an Gottes statt!“

Vielmehr bedenke ich stattdessen, wie ich handeln könnte, um anderen und mir die Furcht zu nehmen.